Stellenabbau im Energiesektor und kein Ende

RWE kündigt (nach Angaben der Süddeutschen Zeitung) an, 7.000 Mitarbeiter bis 2016 abzubauen, von immerhin 70.000 Mitarbeitern weltweit.

 

Lassen Sie mich vorab klar stellen, ich habe weder Mitleid mit RWE (das ist nun einmal der wirtschaftliche Rahmen in dem das Geschäftsmodell aller Energieunternehmen tragen muss), noch bin ich der Überzeugung die Energiewende sei nicht notwendig, sie ist notwendig. Das Warum ist hier jedoch nicht das Thema. Auch Suche ich keinen Schuldigen in der Politik, zu aller erst vertrete ich keine Parteienmeinung, ich bin auch beileibe kein ewig gestriger und schon gar nicht weise ich gerne Schuld zu - ich suche vielmehr Lösungen oder Alternativen.

 

Doch was mich daran erheblich irritiert sind Presseerklärungen und Berichterstattung dazu. Es scheint fast, als wäre das viertel Jahrhundert gesellschaftlicher und politischer Veränderung der Energielandschaft vergessen. Auf der einen Seite beklagen wir die Globalisierung unserer Welt und unserer Wirtschaft, auf der anderen Seite unterstützen wir alle (als Gesellschaft und Politik) die Bildung von Energiegiganten für die im kleinen Deutschland eigentlich kein Bedarf ist. Unsere Gesellschaft ist so kosten- oder preisfokussiert wie nie zuvor. Die Politik hat es verstanden dies zu nutzen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die es erlauben als kleiner Investor geförderte Energieerzeugungsanlagen zu bauen, aber die selbst oder ähnlich erzeugte Energie aus kostengründen nicht selbst zu verwenden. Das mögen bitte andere, sprich die Allgemeinheit, machen. Damit die Allgemeinheit, sprich der Staat, dies aber schultern kann, müssen die Energiekosten sinken. Nur wie das? Ganz klassisch, durch Wettbewerbserzeugung und auf Kosten historischer Investitionen in die Infrastruktur unserer Energieversorgung. Zumindest die nächsten ein, zwei Jahrzehnte (aus Sicht der Jahrtausendwende) wird keiner merken, dass wir dem Energiesektor Gewinne entziehen, Infrastrukturqualität reduzieren, Lohndumping und Entalssungen Tür und Tor öffnen und dass sinkende Energiekosten durch höhere Abgaben überlagert werden. Als Sündenbock dient dann ganz selbstverständlich die Energiebranche.

 

Erst verhindert sie die Energiewende, dann pokert sie um ihre alten Kraftwerke um schließlich den unvermeidlichen Weg in Kostenreduktion anzutreten. Was haben wir und was hat sich die Politik dabei gedacht, durch regulatorische Eingriffe und zu Lasten historisch investierter Infrastruktur (wozu ich auch einen Kraftwerkspark zähle) eine Umverteilung von Wohlstand vorzunehmen? Was denken wir (und die von uns gewählten Volksvertreter) dabei, eine Branche, die über viele Jahrzehnte eine fast einzigartig ausfallsichere und komfortable Energieversorgung für unsere Gesellschaft bereit gestellt hat und auf die geforderten Veränderungen in betriebswirtschaftlich erforderlicher Art und Weise reagiert, auch noch als Schuldige hinzustellen.

 

Wenn wir als Endverbraucher Solaranlagen auf's Dach bauen dürfen um an einer Umverteilung von Gewinnen zu partizipieren und uns aber einer Energiewende gleichwohl nicht verpflichtet fühlen (also keinen Ökostrom nutzen), dann muss ein reiner Wirtschaftsbetrieb (also z.B. RWE) auch sein Geschäftsmodell verteidigen und anpassen dürfen um seinen Anteilseignern (direkt und indirekt Kommunen oder Länderinstitutionen, also auch letztlich der Gesellschaft) die Verzinsung auf das eingesetzte Kapital zu sichern.

 

Auch wenn wir unser Wirtschaftssystem noch so komplex machen, mit Geld ist es wie mit Energie, es gibt kein perpetuum mobile, weder erster noch zweiter Art.

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